So viele Hunde mit Handicap warten in den Tierheimen auf ein endgültiges Zuhause. Dabei sind Handicaps nicht immer ein fehlendes Bein, Taubheit, Sehschwäche, eine chronische Erkrankung, andere körperliche Einschränkungen oder eine Narbe auf der Seele. Sehr häufig reicht die „falsche“ Fellfarbe aus, um im Tierheim von den potenziellen Adoptanten übersehen zu werden. Schwarze Hunde haben es beispielsweise besonders schwer, eine liebevolle Familie zu finden. Denn die Farbe Schwarz wird von vielen Menschen unbewusst als bedrohlich wahrgenommen.
Und dann gibt es die sogenannten Listenhunde. Hunde, die geradezu willkürlich, aber zumindest fachlich nicht haltbar, von den Landesregierungen als gefährlich eingestuft werden. Das heißt, die zukünftigen Menschen dieser Hunde müssen besondere Auflagen erfüllen, damit diese Hunde ohne Leine oder sogar ohne Maulkorb laufen dürfen. Diese Listen und Auflagen können von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich sein.
Alte, kranke, schwarze und Listenhunde warten – wie alle anderen Tiere im Tierheim – darauf, von liebevollen Menschen in ihre Familie aufgenommen zu werden. Natürlich brauchen Hunde mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen oder Verhaltensauffälligkeiten erfahrene Hunde-Menschen und besondere Sorgfalt. Auch kann es sein, dass diese Hunde immer wieder einmal die Unterstützung eines Tierarztes/Heilpraktikers oder eines kompetenten Hundepsychologen/Hundetrainers benötigen.
Mit einem Hund mit Handicap, werdet ihr nicht allein gelassen
In jedem Tierheim beraten fachkundige Mitarbeiter die zukünftigen Hunde-Menschen. Sie informieren über das Vorleben der Hunde sowie über die Befindlichkeiten und Bedürfnisse. Auch nach einer Adoption bleiben die Fachmenschen der Tierheime Ansprechpartner, wenn es beispielsweise Startschwierigkeiten geben sollte. Ob mit drei Beinen, blind oder taub – Hunde mit Handicap nehmen, wie ihre Artgenossen, erstaunlich gut am Leben teil.
„Tiere mit körperlichen oder seelischen Beeinträchtigungen sind oftmals wahre Lebenskünstler und haben es verdient, ein schönes Zuhause zu bekommen. Die Ausstrahlung dieser Tiere überträgt sich auf uns Menschen, eine Verbindung also, die beiden gut tut“, meint Sarah Ross, Heimtierexpertin von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten.
Listen oder Fellfarbe sagen nichts über den Charakter eines Hundes. Ganz im Gegenteil, Hunde kommen ohne Argwohn uns Menschen gegenüber auf die Welt – vollkommen unabhängig von irgendwelchen Listen oder der Farbe des Fells. Hunde sind uns Menschen gegenüber absolut kooperationsbereit. Das haben Hunde über Jahrtausende gelernt. Das heißt: Unerwünschte Verhaltensweisen von Hunden sind immer das Produkt von Menschen.
Liebe Leserinnen und Leser, gerade in der jetzigen Covid-Zeit holen sich viele Menschen Hunde vom Züchter in ihre Familie. Sich Hunde vom Züchter zu holen, empfehlen wir grundsätzlich nicht. Ganz im Gegenteil: Wir empfehlen euch, euch Hunde von Tierschutzorganisationen oder aus Tierheimen in eure Familie zu holen. Dabei solltet ihr den Blick für die besonderen Hunde mit Handicap nicht verlieren. Lasst sie zu euren besten Freunden werden.
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