Whistleblower bei der KG* Kölner Kataphrakten von 2018 e.V.?

Netzwerk für Tiere KölnNetzwerk für Tiere Köln

Folgender Text wurde dem Netzwerk für Tiere Köln (NTK) zugespielt:

Seit Längerem pfeifen die Spatzen vom Rathausdach zu Köln die Frage: „Gibt es einen Whistleblower bei der KG Kölner Kataphrakten von 2018 e.V.? Wurden Dokumente an Tierschützer durchgesteckt? Zeigen diese Dokumente, dass Reiter der KG Kataphrakten von 2018 e.V. durch Fakten davon überzeugt wurden, dass der Einsatz von Pferden in Karnevalsumzügen Tierqual ist und dass Zuschauer und Teilnehmer durch die Pferde einer extremen Gefahr ausgesetzt sind?

Auch macht in Köln seit geraumer Zeit ein Gerücht die Runde, dass sich Honoratioren der KG Kölner Kataphrakten von 2018 e.V. auf Ibiza getroffen haben sollen, um dort Absprachen zu treffen.

Zudem soll der Whistleblower erst neulich ein Gespräch von Gästen in der Szenekneipe „Beim Ühm“ belauscht haben. Er glaubt gehört zu haben, dass bei einem Telefonat ein Präsident einer KG einen Präsidenten einer anderen KG aufgefordert haben könnte, dafür Sorge zu tragen, dass die Tierschützer vom NTK so früh als möglich im Zoch vorm Zoch starten. Es wäre nicht im Sinne der KGs, dass Tierschützer Fakten über Pferde im Zoch unters närrische Volk bringen. Er meint auch verstanden zu haben „die solle fröh im Dunkele gonn“ kann aber auch sein, dass gesagt wurde „die solle fröh schunkele gonn“. Um welche hochdekorierten Narren es sich dabei handeln könnte, konnte der Whistleblower nicht hören, weil das Lied „Do han sen op d’r Ärm jenomme“ aus der Kneipenbox dröhnte.

Der Whistleblower glaubt, dass Reiter der KG Kataphrakten von 2018 e.V. und eventuell Reiter anderer Reiterkorps durch die sich im Anhang dieses Textes befindlichen Fakten zur Einsicht gekommen sind.

Haben die unten aufgeführten Fakten bei den traditionsschwangeren Reitern etwa ausreichend Empathie ausgelöst? Kann die Niederkunft der Vernunft tatsächlich stattgefunden haben? Oder gibt es den Whistleblower nicht und alles ist Satire? Alles? Nicht alles! Die Fakten belegen, die hohe Gefahr für Teilnehmer und Zuschauer durch Pferde in Karnevalsumzügen ist real. Das Leid der Pferde unerträglich hoch.

Der Autor dieses Textes ist dem NTK bekannt. Es ist nicht auszuschließen, dass der Autor Zuflucht in einer StäV** gefunden hat.

*KG = Karnevalsgesellschaft
**StäV = Ständige Vertretung Köln

DIE FAKTEN:

Stress – schon das Verladen ist für viele Tiere Stress.

  • Die lange Anreise (teilweise bis zu 100 km). Es geht sehr früh los (oft schon gegen 4/5 Uhr). Die Tiere sind oft aufgezäumt – manchmal schon komplett gesattelt (Folge: Druckstellen, Verletzungsgefahr durch mögliches Hängenbleiben mit Steigbügel, Zügel oder schlimmer noch mit dem Gebiss).
  • Die Pferde sind oft insgesamt 14-20 Stunden unterwegs (mit An-, Abreise) – viele Pferde gehen anderntags schon wieder in einem Veedelszug mit.
  • Beobachtete Anzeichen für Stress: Schwitzen (schon vor Zugbeginn sind viele Pferde komplett nass), Kopfschlagen, Tänzeln, Augenrollen, hektisches Ohrenspiel, aufgerissene Augen, Rückwärtsrichten, um „sich drehen wollen“, sich an andere Pferde drängen, leicht steigen.
  • Folgen des Stresses: Koliken, Unruhe auch noch nachts im Stall, Gewichtsabnahme durch Anstrengung (Kutschpferde verlieren bis zu 100 Kilo im Karnevalseinsatz – das sind rund 10 % des Körpergewichtes)

Zusammenstellung/Herdentrieb/Rangordnung

  • Es gibt oft kein ausreichendes Vertrauensverhältnis zum Reiter. Die meisten Reiter kennen die Pferde nur von den vorgegebenen wenigen Reitstunden.
  • Einer optimalen Zusammenstellung der Pferdegruppe wird keine Rechnung getragen: Wallache, Stuten, Hengste werden gemischt. Dadurch erhöht sich die Unruhe.
  • Die Faustregel für das Gewichtsverhältnis von Pferd zu Reiter: Der Reiter sollte maximal 1/7 des Pferdegewichtes wiegen.
  • Zum Einsatz kommt oft eine Kandarre als Zaum (sehr scharfes Gebiss, das nur in sehr erfahrene Hände gehört).
  • Manche Tiere mit Winterfell bekommen zusätzliche Decken und schwitzen dadurch noch mehr. Andere sind geschoren, haben keine Decken und frieren.
  • Es sollen vorrangig Kaltblüter eingesetzt werden, weil deren Gemüt als ruhiger gilt – in den Zügen 2017 und 2018 wurde dies nicht umgesetzt. Nur Kutschpferde waren weitestgehend Kaltblüter.
  • Kutschen sind oft zu schwer für die lange Strecke und die Anzahl der vorgespannten Pferde. Ständiges „stop and go“ sowie das Ziehen der Kutsche über Sand und/oder Unebenheiten sind ein enormer Kraftakt für die Pferde.

Hufe

  • Auf dem Geläuf (Asphalt, Sand und Kopfsteinpflaster) wäre besonderer Beschlag von Nöten – zu teuer?
  • Stundenlanges Gehen auf Asphalt ist für Eisenträger und auch Barhufer eine enorme Belastung für die Gelenke.

Fluchtinstinkt

  • Der angeborene Urinstinkt kann weder durch die Zucht noch durch die Ausbildung vollständig verändert werden.
  • Die natürliche Fluchtdistanz beträgt 400-600 Meter (so weit rennt ein Pferd unkontrolliert in Panik – erst dann kann man wieder auf es einwirken).

Futter/Wasser

  • Pferde sollen mind. alle 4 Stunden kleine Portionen fressen –  der Magen fasst 8-15 Liter. Dieses ist im Zug nicht gegeben.
  • Wasser ist so wichtig wie Futter. Ein Pferd trinkt durchschnittlich 35 Liter täglich.
  • Offiziell heißt es, die Tiere könnten auch während des Zugweges an Hydranten getränkt werden – aber nur in der Theorie. Beobachtet wurde das noch nie.
  • Dehydration durch starkes Schwitzen bei nicht genügendem Tränken kann schnell lebensbedrohlich werden.
  • 10-12 Liter Schweiß sondert ein Pferd bei Anstrengung und Stress pro Stunde ab.

Sedierung

Sedierungen sind verboten, kommen aber immer wieder vor. Das Veterinärsamt schafft es nicht annähernd, die Pferde alle zu testen. Blutproben werden erst seit 2012 durchgeführt:

  • 2015 – 2 positiv getestete Tiere von 6 getesteten Tieren
  • 2016 – keine Pferde im Zug wegen Sturm
  • 2017 – kein positiv getestetes Tier von 6 getesteten Tieren
  • 2018 – 1 positiv getestetes Pferd von 50 getesteten Tieren
  • Sedierungen können zu paradoxen Reaktionen führen, wenn die Wirkung nachlässt, weil das Gewicht des Pferdes und somit die Dosis falsch eingeschätzt wurde.
  • Seduktions-Salbe unter den Lippen kann im Blut oft nicht nachgewiesen werden.
  • Blutentnahme für den Sedierungstest ist ein zusätzlicher Stress und Schmerz.
  • Anzeichen für Sedierung: Kopf hängen lassen, Ausschachten (Schlauch/Penis heraushängen lassen), Einknicken, halb geschlossene Augen, Zunge heraushängen lassen.

Training/Vorbereitung auf den Zug

Desensibilisierungstraining ist zeit- und kostenintensiv und wird zumindest bei Pferden aus Verleihställen selten angewandt.

Sicherheitsrisiken

  • Es gibt keine Fluchtwege für durchgehende Pferde. Pferde unter Panik lassen sich durch nichts aufhalten.
  • Es gibt Kinder, die Kamelle unter den Pferdekörpern aufsammeln.
  • Pferde rutschen auf glattem Asphalt durch Nässe, Glatteis sowie herumliegenden Süßigkeiten und Verpackungsmaterial.
  • Wurfgeschosse wie Kamelle, Flaschen, Strüssjer, Pralinen, Apfelsinen können die Tiere jederzeit treffen und Panik auslösen.

Die Sinne der Pferde

Augen

  • Scheuklappen halten zwar einige Reize ab, verunsichern das Pferd aber auch, weil es nicht sehen kann, was um es herum passiert.
  • Hintergrund: Pferde verfügen über eine 350 Grad Rundumsicht. Wird diese durch Scheuklappen beispielsweise auf 285 Grad eingeschränkt, fehlt dem Pferdeauge die Tiefenschärfe, so dass schon kleine Schatten auf dem Boden für ein Loch gehalten werden können. 

Ohren

  • Das Hörvermögen von Pferden ist hochsensibel und um ein Vielfaches ausgeprägter als beim Menschen. Mit 40.000 Hertz pro Sekunde verfügt ein Pferd über einen doppelt so hohen Schallbereich.
  • Am Zugweg wurden in den vergangenen Jahren in Bereichen mit Lautsprechern bis zu 102 Dezibel gemessen (entspricht der Lautstärke eines Formel-1-Wagens auf den ersten 30 Beschleunigungsmetern).

 

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