HUND UND HORMONE

Bild: Initiative "Mensch, Hund und"

Kurzbeschreibung der wichtigsten Hormone beim Hund

Da die Regelkreise der Hormone sehr komplex sind, beschränke ich mich hier auf einige Fakten, um eine gute Übersicht zu geben. So ist für die Stärke der Hormonwirkung u. a. auch die Dichte der Hormonverbindungsstellen verantwortlich.

Als Androgene bezeichnet man die Hormone, die die Entwicklung der männlichen Geschlechtsmerkmale steuern.

Das wohl bekannteste männliche Hormon ist das Testosteron. Es ist – gemeinsam mit Dopamin und Serotonin – für das Reproduktionsverhalten der Rüden zuständig. Entgegen einem weit verbreiteten populären Irrtum ist das Testosteron weniger der Antrieb männlicher Aggressivität. Es ist vielmehr so, dass Aggressivität die Ausschüttung von Testosteron begünstigt. Darum ist in den meisten Fällen eine Kastration beim Rüden wegen seines überzogenen aggressiven Verhaltens wenig von Erfolg gekrönt. Hier braucht es eine qualifizierte Verhaltenstherapie.

Dopamin ist der Glücklichmacher unter den Hormonen und hat ein hohes Suchtpotenzial. So ist Dopamin u. a. für das Jagen unserer Hunde zuständig. Hunde jagen, um sich selbstbelohnend in ein glückliches Gefühl zu bringen. Und nicht wie oft als populärer Irrtum weitergegeben, um zu töten und die erjagte Beute zu fressen. Das machen nur die wenigsten aller Hunde und muss erlernt werden. Im Übrigen ist bei uns Menschen das Dopamin mit dafür zuständig, dass wir uns in der ersten Phase des Verliebtseins so übermäßig wohl fühlen. Ich denke, jetzt könnt ihr euren jagenden Hund besser verstehen. Kastrieren wir Hunde, geht das Dopamin weitgehend ungebremst durch die Decke und euer jagender Hund ist kaum noch zu halten. Anders gesagt, Testosteron bzw. Östrogen bei den Mädels deckeln den Dopaminausstoß.

Acetylcholin ist ebenfalls u. a. für das Jagen von Hunden zuständig. Es stellt im Jagdmodus der Hunde die Verbindung zwischen Nerven und Muskeln her.

Serotonin ist ein Botenstoff, der Stress mildernd wirkt. Unter unglücklichen Umständen kann das Serotonin auch einen verstärkenden Einfluss auf die Aggressivität von Hunden haben.

Melatonin wird aus Serotonin gebildet und regelt das Schlafbedürfnis von Hunden.

Adrenalin ist ein weitgehend bekanntes Hormon. Adrenalin wird vermehrt u. a. bei erkannten akuten Gefahren gebildet und sorgt für eine höhere Herzfrequenz und eine stärkere Atmung. Somit ist der Hund unter einer erhöhten Adrenalin-Produktion leistungsfähiger.

Cortisol ist sehr an Unsicherheits- oder Angstreaktionen unserer Hunde beteiligt und kann auch zu Angst und Futteraggressionen führen. Bei einer hohen Ausschüttung von Cortisol wird dem Hund der Zugriff auf seine Erfahrungen erschwert. Eine hohe Cortisolausschüttung kann Hunde in leichte bis schwere depressive Zustände abgleiten lassen. Und auch hier deckeln Testosteron und Östrogen. Das Kastrieren von unsicheren Hunden kann zu einem Hundeleben in ständiger Unsicherheit führen, ohne die Möglichkeit schnell und ausreichend aus ihren Erfahrungen zu lernen.

Endorphine vermindern u. a. das Schmerzempfinden.

Oxytocin sorgt für die sozialen Bindungen unserer Hunde. Gute soziale Bindungen senken den Cortisolhaushalt und somit den Stress. Das funktioniert auch, wenn wir mit unseren Hunden Kontaktliegen oder sie streicheln. In diesen Situationen wird Oxytocin bei Mensch und Hund ausgeschüttet.

Östrogen ist der Sammelbegriff für die weiblichen Hormone. Sie regulieren den zeitlichen Ablauf der Läufigkeit (Eisprung und Eireifung) des Hundes. Östrogen deckelt das Stresshormon Cortisol und das für die Lust am Jagen mit zuständige Dopamin. Darum ist bei unsicheren Hunden und bei jagdlich sehr ambitionierten Hunden eine Kastration nicht empfehlenswert.

Progesteron ist für die Scheinmutterschaft zuständig. Dabei können die Hundedamen für einige Wochen, nach der Läufigkeit, weniger Lust auf Bewegung haben und an Gewicht zunehmen. In solch einer Phase ist für uns Menschen manchmal zu beobachten, dass unsere Hunde anfangen, Spielzeuge übermäßig zu hüten.

Prolaktin ist das elterliche Fürsorge-Hormon. Allerdings halten sich die Hundeväter in den ersten Wochen aus der Fürsorge der Welpen komplett heraus. Prolaktin steuert auch das Schutzverhalten und die Jungtierverteidigung.

Vasopressin sorgt unter anderem für das Monopolverhalten von Hunden. Wir Menschen kennen dieses Verhalten als Eifersucht. Es sorgt für das Erkennen des Bindungspartners und dessen Verteidigung.

Thyroxin ist das Schilddrüsenhormon und beeinflusst nicht direkt das Verhalten unserer Hunde. Aber Thyroxin hat Einfluss auf eine erhöhte Adrenalinkonzentration und könnte somit einen Hund in einen dauerhaft angespannten Zustand versetzen. Zudem steuert es den Abbau von Cortisol und damit ist es unter Umständen auch indirekt für Angst und Unsicherheitszustände verantwortlich. Darum sollte bei Wesensauffälligkeiten und/oder Wesensveränderungen des Hundes zu einer professionellen Herangehensweise auch ein Schilddrüsen-Check gehören.

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