TIERSCHUTZ-JAGDHUNDE

Foto: Initiative "Mensch Hund und"

Heute möchten wir Euch Tierschutz-Jagdhunde näher bringen. Sie sind langbeinig oder klein, schlau, flink und mit Begeisterung bei der Sache. Die meisten von ihnen finden wir dabei in den Heimen oder Pflegestellen der Tierschutzvereine in mediterranen oder osteuropäischen Ländern. Das liegt daran, dass die Landbevölkerung dort leider sehr jagdbegeistert ist und ihre Jagdhunde zudem häufig selbst züchtet. Diese Situation führt immer wieder dazu, dass es eine große Anzahl von Hunden gibt, die diese Jäger nicht gebrauchen können. Was mit diesen Hunden passiert? Diese „Überschussware“ wird ausgesetzt, bei den Tierschutzvereinen abgegeben oder – was leider immer noch praktiziert wird – getötet. Auch deutsche Tierheime beherbergen Jagdhunde, z. B. in Kooperation mit Tierschutzvereinen, die im europäischen Ausland arbeiten. Hinzu kommen Jagdhunde, die ihren Menschen „über den Kopf gewachsen sind“ und aus diesem Grund im Tierheim abgegeben werden.

Jagdhunde haben besondere Bedürfnisse

Ein erwachsener, gesunder Jagdhund sollte drei Stunden am Tag mit seinem Menschen unterwegs sein. Im besten Falle, 3 x in der Woche, eine Stunde davon ohne Leine. Das heißt, Menschen mit Jagdhunden müssen  bei Wind und Wetter viel Zeit in der freien Natur verbringen. Besonders attraktiv sind für Jagdhunde stets wechselnde Strecken. Das liegt daran, dass Jagdhunde ihre Nase intensiv einsetzen. Und neue Strecken bedeuten neue, interessante Gerüche. Gesunde Jagdhunde laufen auch gerne mal ein halbes Stündchen am Fahrrad. Natürlich muss das geübt werden. Wer diese notwendige Zeit für Jagdhunde nicht aufbringen kann – auch vorausschauend für das ganze Jagdhundleben – ist nicht der richtige Leitmensch für einen Jagdhund.

Jagdhunde richten Wildtierschaden an

Das heißt es zu vermeiden. Auf der einen Seite wollen wir unseren Hund ohne Leine laufen lassen. Auf der anderen Seite ist er nicht zu 100 Prozent „einfach so“ abrufbar. Hier kommt auf Menschen mit Jagdhunden zusätzlich noch viel Arbeit hinzu – das sogenannte „Anti-Jagd-Training“. Eigentlich müsste es Jagdtraining heißen. Denn ein gutes Anti-Jagd-Training versetzt den Hund – angeleitet von seinem Menschen – in die ihn glücklich machende Jagdsituation, ohne dass auch nur ein Wildtier zu Schaden kommt. Dazu können wir folgende Bücher empfehlen:

„Antijagdtraining“ von Ariane Ulrich und Pia Gröning

„Diagnose Leinenpflicht“ von Melanie Schaumann

Den Jagdhund sicher und frei laufen lassen

Die besonders gute Alternative zum Antijagdtraining ist ein ausbruchssicher eingezäuntes Freilaufgelände von mindestens 20.000 Quadratmetern. Wer in seiner Nähe solch ein Gelände hat und nutzen kann, kann seinen Jagdhund dort regelmäßig mit anderen Hunden laufen lassen. Und das mindestens zwei mal 90 Minuten in der Woche. Aus unseren Erfahrungen reicht das für die meisten erwachsenen Jagdhunde aus. Alle anderen Mensch-Hund-Aktivitäten können dann an der Leine (z. B. Flexi- oder Schleppleine) stattfinden. Natürlich braucht der pubertierende Hund etwas mehr Freilauf, während der Senior etwas weniger Freilauf benötigt.

Forstet das Internet nach geeigneten Freilaufflächen durch oder schreibt uns an. Wir selber arbeiten auf einer 30.000 Quadratmeter großen Freilauffläche des Hundehilfevereins Hunde aus Mallorca e.V. Wer Interesse hat, eine neue Freilauffläche ins Leben zu rufen, kann uns ebenfalls gerne kontaktieren. Wir geben euch hilfreiche Informationen.

Ob Jagdhund-Mix, Beagle oder Terrier, Pointer oder Retriever, Labbi, Teckel oder wie auf unserem Titelbild unsere Deutsch Kurzhaar Hündin Juli. Alle Jagdhunde werden nur dann mit uns Menschen glücklich, wenn wir uns mit ihnen intensiv bewegen und viel gemeinsam erleben. Ein ausgelasteter Jagdhund mutiert zu Hause zum Kätzchen.

3 Kommentare zu TIERSCHUTZ-JAGDHUNDE

  1. Hallo es gefällt mir insgesamt sehr gut, wie liebevoll und wertschätzend Ihr Euch den Familienhunden widmet. Zum Thema Bewegung habe ich dennoch eine ernsthafte Kritik.

    In Eurem Buch schreibt Ihr: „ Ab dem sechsten Monat braucht Ihr Hund 3 Stunden Auslauf am Tag. Davon mindestens 2 Stunden ohne Leine. Wenn Ihr Hund an einem Tag mit Ihnen mal 5 Stunden unterwegs war, reichen am nächsten Tag sicherlich 2 Stunden aus.“

    Das wäre ja beinahe tierschutzrelevant, wenn jemand mit seinem 7 Monate alten Hund 5 Stunden unterwegs ist. Und dann soll das arme Tier am nächsten Tag auch wieder 2 Stunden laufen. Wenn man die 5-Minuten-pro-Monat-Gassi-Regel nimmt und rd. 3x pro Tag Spazieren geht, käme man auf 30 Minuten pro Gang. Oder zwei längere Gänge von je 45 Minuten. Hinzu kommt ja noch Erkundung, Beschäftigung und Spiel zuhause. Mehr kann so ein junger Hund weder mental noch körperlich verarbeiten bzw. verkraften. Diese Meinung von Fachleuten kann ich als Hundehalterin eines Jagdhundes (Foxterrier) nur bestätigen. Unser Hund, jetzt knapp 4 Jahre, ist täglich rd. 2-3 Stunden mit uns am Weg. Zu dieser Spazierdauer haben wir uns aber gemütlich hingearbeitet. Er Schnuppert, trabt meistens, statt zu laufen, macht Suchspiele oder übt. Mal mehr mal weniger oft treffen wir andere Hunde oder sogar Hundefreunde auf dem Weg. Zuhause ist er ausgeglichen und entspannt. Wir achten auch darauf, dass er genügend Ruhe bekommt. Ein Hund der zu früh, zu viel unterwegs ist, wird dadurch nicht zufriedener. Im Gegenteil: Sein Körper wird überbeansprucht, ebenso wie seine Nerven. Gerade Jagdhunde mit Ihrer sensiblen und schnellen Reaktion auf Außenreize könnten leicht zu überdrehen Gummibällen werden. Das ist nur meine Meinung und Erfahrung und erhebt natürlich keinen Anspruch auf die einzige Wahrheit.
    Herzliche Grüße

  2. Christine & Robert | 24. Mai 2020 um 12:49 | Antworten

    Hallo liebe Daniela, wir freuen uns sehr über dein Feedback. Zu deiner Kritik am Kapitel „Wie bewege ich meinen Hund ausreichend“: In unserem Buch „Mensch, Hund und“ schreiben wir auch, dass man die Frage nicht pauschal beantworten kann. Wir unterscheiden Welpen, heranwachsende, erwachsene und alte Hunde. Gerade Hunde im Alter zwischen drei und sechs Monaten sind mit 30 Minuten morgens und 30 Minuten abends bestens bedient, wenn sie dabei viele Kontakte zu Artgenossen haben (z. B. in einer Welpengruppe). Und auch schreiben wir, dass ein Hund zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat nicht über zwei Stunden Bewegung täglich haben sollte. Bei Hunden ab sechs Monaten beziehen sich die drei Stunden am Tag vor allem auf das maximal hohe Spielbedürfnis, das in diesem Alter vorherrscht. Und da darf es dann gerne auch mal über zwei Stunden sein. Unsere Erfahrung zeigt, dass es in Ausnahmefällen ein langer Tag auf der Wiese sein darf. Dann kommt ein junger Hund möglicherweise auf fünf Stunden und braucht dann in den nächsten ein bis zwei Tagen sicherlich weniger Bewegung. Am Ende ist es natürlich wichtig, zu beobachten, wo die individuellen Grenzen von Hunden jeden Alters sind. Dazu gehört es, ausreichend Pausen zuzulassen bzw. Spielaktivitäten zum richtigen Zeitpunkt zu beenden. Herzliche Grüße, Christine & Robert

  3. Hallo Christine und Robert, danke für die schnelle und ausführliche Antwort. Das große Bedürfnis, zu spielen, kenne ich auch von Hundi. Mir war es nur wichtig, dass die Verantwortung des Halters aufgezeigt wird, „den kleinen Racker“ zu bremsen, wenn er scheinbar nicht genug bekommen kann. Ein kleiner übermüdeter Hund sagt eben nicht „Nein“ zu übermäßiger mentaler Anstrengung, sondern wird immer aufgeregter und kann nicht in den erforderlichen Tag-Schlaf finden. Körperlich kann sich ein Hund auch sehr den Anforderungen seiner Halter anpassen und eine erstaunliche Kondition entwickeln. Diese will dann aber auch laufend bedient sein – ein hausgemachtes Problem also, von dessen Ursache viele nichts wissen. Aber ganz klar: Ein Hund hat ein Recht auf ausreichend Bewegung, Anregung, Spiel und Kontakt mit Arttgenossen – wer seinen Hintern nicht hoch kriegt, sollte keinen Hund haben. Viel Erfolg Euch noch mit Eurem Einsatz für Mensch und Tier und.
    Herzliche Grüße – Daniela

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