AUCH MENSCHEN BRAUCHEN INSEKTEN

Foto: Initiative "Mensch, Hund, und"

Jeder von uns kann einiges dafür tun, um unsere Gärten und Balkone für Insekten attraktiv zu machen. Denn die Zahl der Insekten in Natur und Garten schrumpft bedrohlich. Das Insektensterben greift um sich, wie aktuelle Studien belegen. Verschwinden die Insekten, werden Obstgehölze nicht mehr ausreichend befruchtet und Kleintiere wie Vögel, Igel, Frösche und Kröten haben keine Nahrungsgrundlage mehr.

Experten sehen die Ursache des Rückgangs nicht zuletzt im zu hohen Einsatz von Pflanzenschutzmitten und in den „aufgeräumten“ Monokulturen der Landwirtschaft, im Verlust von Hecken und wild blühenden Randstreifen an Feldern, aber ebenso im Klimawandel. Insekten sind ein wichtiger Teil unseres Lebensraums – als Bestäuber der fruchttragenden Pflanzen und in der Nahrungskette von Vögeln und anderen Kleintieren. Der Rückgang von Insekten hat weitreichende Folgen. Um das Insektensterben zu stoppen, müssen tiefgreifende Veränderungen her.

Macht eure Gärten und Balkone zu Lebensräumen für Insekten

Jede/r Einzelne kann dazu etwas beitragen – im eigenen Garten. Gärten können zu wichtigen Lebensräumen für die heimische Pflanzen- und Tierwelt werden. Je vielfältiger die Lebensräume und das Nahrungsangebot sind, desto stabiler ist unser heimisches Ökosystem. Stabil bedeutet in diesem Zusammenhang auch, dass Gartenbesitzer keine Sorge vor einer massenweise Verbreitung von Schädlingen in ihren Gärten haben müssen. Nützlinge werden ihnen Grenzen setzen.

Naturnahe Gärten stärken die Artenvielfalt

Naturnahe Gärten stärken die Artenvielfalt, nicht nur unter den Insekten. Auch übernehmen sie in Städten und Siedlungen wichtige Funktionen für das Klima, die Luftqualität und das Regenwassermanagement. Darüber hinaus sind sie für uns alle unverzichtbare Jedentags-Erholungsorte.

So fördert ihr Insekten in eurem Garten und auf eurem Balkon

• Bunte, einfach blühende Pflanzen wählen
Das Sortiment im Baumarkt ist oft nicht sehr insektenfreundlich. Häufig werden Pflanzen mit gefüllten (hier gelangen die Tiere nicht an den Nektar) oder sterilen Blüten angeboten (Forsythien, Hortensien, Geranien). Hochgezüchtete Pflanzenformen produzieren keine oder weniger Pollen und Nektar, die natürliche Futterquellen vieler Insekten. Die einfach blühenden Wildformen dieser Pflanzen sind für die Insekten wesentlich wertvoller. Da Insekten je nach Art von unterschiedlichen Blütenfarben angezogen werden, ist eine vielfältige Mischung aller Farben dringend anzuraten. Unser Tipp: Geht in einen Gartenmarkt, nehmt euch Zeit und schaut, welche Pflanzen bereits hier von Insekten wie Hummeln, Bienen und/oder Schmetterlingen besucht werden.

• Pflanzt pflegeleicht und artenreich
Wildstauden sind die besten Nahrungslieferanten für Larven und Insekten. Wilde Ecken mit Futterpflanzen wie Heckenrosen, Ringelblumen, Beinwell und Brennnesseln sollten in keinem Garten fehlen. Auch Rasen muss keine Monokultur sein. Beikräuter wie Gänseblümchen schaden dem Rasen nicht, sondern geben ihm ein lebendiges Erscheinungsbild. Wie wäre es, Teilbereiche einer Rasenfläche gezielt als Blumenwiese umzuwandeln?

• Beete im Spätherbst nicht aufräumen
Vergesst die Routine aus früheren Zeiten. Lasst Staudenbeete und Gräser den Winter über stehen und das Laub unter Bäumen oder auf Beeten liegen. Herbstlaub ist im Winterhalbjahr ein wichtiges Überwinterungsquartier für viele nützliche Insekten.

• Auf eine möglichst lange Blütezeit achten
Von Vorfrühlingsblühern wie Winterlingen, Schneeglöckchen, Schneesternen, Huflattich, Wildtulpen, Krokussen im Frühjahr bis zum Spätherbst mit Fetthenne, Herbstastern und Stockrosen sollte über die gesamte Vegetationszeit genügend Nahrung für alle Insektenarten zur Verfügung stehen.

• Eine wilde Ecke zulassen
Das ist ein toller Rückzugsort für viele gefährdete Nützlinge. Automatisch siedeln sich hier Klee und Brennnesseln an, die anschließend gern von Raupen verspeist werden. Wildbienen nisten gerne in alten, morschen Apfelbaumstämmen und Totholzhaufen.

• Schmetterlingen, Faltern und Larven Nahrung geben
Die finden sie in Himbeeren und Brombeeren, Brennnesseln und Disteln (auch die Ziersorten!), gerne in Doldenblütlern wie Fenchel, Dill, Wilde Möhre, aber auch Gehölze wie Faulbaum, Schlehe und Weide eignen sich als Futterpflanzen!

• Für Wasser sorgen
Nicht nur die Pflanzen, auch Insekten sind auf eine ausreichende Wasserversorgung angewiesen. Flache Wasserstellen mit Lehm, Sand oder Kieselsteinen werden im Garten häufig von Insekten angeflogen, die hier auch ihr Baumaterial finden. In Frühjahr und Sommer benötigen Insekten dringend Wasser. Stellt zudem für die Vögel, die euch besuchen eine separate Tränke auf.

• Keine synthetischen Pflanzenschutzmittel nutzen
Ihr Einsatz ist im insektenfreundlichen Garten tabu. Pflanzenschutzmittel wirken nicht nur gegen die Schädlinge, sondern auch gegen die Nützlinge. Vorbeugende Maßnahmen, wie zum Beispiel die Verwendung von robusten Pflanzensorten, die Stärkung von Nützlingen und nicht zuletzt eine tolerante Grundhaltung lassen viele Probleme erst gar nicht entstehen. Mit wenig Mühe könnt ihr euren Garten und euren Balkon für Nützlinge attraktiv gestalten.

• Für Pflanzen statt für „Schottergarten“ entscheiden
Regt in eurer Stadt oder eurem Kreis an, insektenfördernde Pflanzlisten in Bebauungsplänen aufnehmen und bepflanzte Vorgärten als „Pflichtoption“ mit einzubeziehen. Sich im Sommer aufheizende Kiesschüttungen und grobe Schotterflächen im Garten vermeiden. Schotter nur für nichtversiegelte Wegbefestigungen oder einen Autostellplatz einsetzen.

• Verschiedene Biotope anlegen
Neben Insektenhotels auch Wasserplätze sowie Stein- und Totholzhaufen anlegen. Dabei auf Nadelholz verzichten, da es Harz abgibt und damit die Flügel der Insekten verklebt. Auch Komposthaufen sind förderlich, zum Beispiel für Laufkäfer. Nährstoffarme, magere Flächen im Garten bereichern die Vielfalt. Die meisten Gartenböden sind mit Nährstoffen überversorgt, was nicht zur Pflanzenvielfalt beiträgt.

• Wenn Insektenhotel, dann groß genug
Insektenhotels müssen groß genug sein, um die Larven und die überwinternden erwachsenen Insekten vor Frost, Feuchtigkeit und Feinden zu schützen. Die Röhren sollten etwa 10 Zentimeter lang sein, der Rahmen des Insektenhotels etwa 12 bis 15 Zentimeter. Wählt unterschiedlichste Materialien wie Lehm und hartes Holz, das sauber gebohrt und splitterfrei sein sollte, um die zarten Flügel der Krabbeltiere nicht zu verletzten.

• Nicht zuviel und nur jäten, was man kennt
Etliche Beikräuter stören den Gärtner nicht wirklich, sind aber eine wertvolle Nahrungsquelle für Insekten. Futterpflanzen sind alle Arten von Wildkräuter – also auch „Unkräuter“ als Teil des Gartens akzeptieren.

• Flachdächer begrünen
Mit extensiver Dachbegrünung bringt ihr wertvolle Magerwiesen in Wohngebiete. Dies lässt sich in vorhandenem (Garagen-/Carport-) Bestand und vor allem bei Neubauten umsetzten. Fordert Kreise und Städte auf, begrünte Dächer in den Bebauungsplan einzubeziehen.

• Auf Mährobotter verzichten
Insbesondere Nachts solltet ihr auf Mähroboter verzichten. Sie sind tödlich für die nachtaktiven Jungigel.

 

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*



*