Der Arten- und Klimaschutz spielt für immer mehr Menschen eine wichtige Rolle. Das zeigt sich in der Fridays-for-Future-Bewegung, dem erfolgreichen Volksbegehren Artenschutz in Bayern, den grünen Gewinnern bei der Europawahl und im steigenden Interesse an Themen wie Insektenschutz, naturnahem Gärtnern und Plastikfasten. Auch die Zahl der Menschen, die sich vegan ernähren nimmt zu. Darüber hinaus achten viele darauf, Lebensmittel zu wählen, die bio, saisonal und/oder regionaler Herkunft sind.
Die extremen Hitzesommer 2018/19 führen den Menschen vor Augen, was im Zuge der Erderwärmung droht. Auch die Auseinandersetzungen um den Hambacher Wald und den Kohleausstieg tragen dazu bei, dass der Naturschutz mehr Aufmerksamkeit bekommt. Mehr und mehr Bürgerinnen und Bürger sind bereit, selbst etwas für den Umwelt- und Naturschutz zu tun. Um die Energiewende naturverträglich voranzubringen, müssen Klima- und Naturschützer an einem Strang ziehen.
Die Versuche der Landesregierung NRW, getrieben durch die Großkonzerne, Naturschützer zu kriminalisieren, werden die notwendige Kooperation von Klima- und Naturschützern nicht verhindern.
Klimaschutz und Artenschutz gehören zusammen
„Wir wissen heute, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien zu einem steigenden Druck auf Flächen und geschützte Arten führt. So können schlecht geplante und platzierte Windenergieanlagen gravierende Folgen für Fledermäuse und Vögel haben, gleichzeitig ist der Klimawandel für viele Arten eine Bedrohung“, sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Einige wenige Projekte würden eine ganze Branche in Misskredit bringen. Daher sei es dringend notwendig, gemeinsam Lösungen voranzutreiben, die den Klimaschutz ermöglichen, ohne dabei das zu zerstören, was gerettet werden soll. Klimaschutz und Artenschutz gehörten unteilbar zusammen.
„Es kann nicht sein, dass Naturschutzbelange immer erst auf Druck von außen oder durch die Androhung der EU von hohen Strafzahlungen berücksichtigt werden“, so Tschimpke. Die Bundesregierung hingegen habe sich zwar verpflichtet, die UN-Nachhaltigkeitsziele bis 2030 zu erreichen, dafür passiere aber viel zu wenig. Das Nachhaltigkeitsprinzip müsse nicht nur im Grundgesetz verankert werden, sondern Richtschnur des Regierungshandelns sein – ressortübergreifend.
Mehr Mischwälder werden gebraucht
Mit Blick auf den Waldschutz wird beispielsweise kritisiert, dass erst knapp zwei Prozent der Wälder aus der Nutzung genommen wurden. Die Bundesregierung will bis 2020 erreichen, dass fünf Prozent des Waldes sich natürlich entwickeln können. Hier ist die Politik gefordert, Lösungen anzubieten, mit denen der Waldumbau schneller vorankommt. Das aktuelle Waldsterben ist vor allem ein Fichtensterben. Warum? Es wurde in der Vergangenheit auf schnell wachsende Hölzer gesetzt, die viel anfälliger für Extremwetter und den Borkenkäfer sind. Ziel muss sein, mehr Mischwälder und den Verbleib von Totholz im Wald zu fördern. Die Verbrennung von Holz muss unter 50 Prozent der Holzernte sinken.
Am 20. September will das Klimakabinett einen Entwurf für das Klimaschutzgesetz vorstellen. Die Bundesregierung hat sich vom verbindlichen CO2-Reduktionsziel von minus 40 Prozent gegenüber 1990 verabschiedet. Dies soll jetzt nur noch „so schnell wie möglich“ erreicht werden. Positiv ist, dass mit dem Klimaschutzgesetz die Ziele für jeden Sektor bis 2030 festgelegt werden sollen, aber auch hier fehlen immer noch konkrete Maßnahmen, wie Ziele erreicht werden können. Die Vorschläge von Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner reichen beispielsweise noch lange nicht aus, um die Klimagase aus der Landwirtschaft wirksam zu reduzieren. Vielmehr wirkt es so, dass Ministerin Klöckner die konzernähnlichen klimaschädlichen Landwirtschaftsbetriebe bedingungslos unterstützt. Die Große Koalition auf Bundesebene und die CDU geführten Landesregierungen überzeugen nicht mit einer klimafreundlichen Politik.
Dem Klima, den Feldvögeln und Insekten helfen
„Wir brauchen eine flächengebundene Tierhaltung, die Wiedervernässung von Mooren oder zumindest die Nutzung als Grünland, sowie den Erhalt von artenreichem Dauergrünland und mehr Maßnahmen zum Schutz von Ackerböden, zum Beispiel durch Anreicherung von Humus – das hilft dem Klima, unseren Feldvögeln und Insekten“, erklärt Tschimpke.
Natur-, Arten- und Klimaschützer fordern ein Umsteuern in der EU-Agrarpolitik und engagieren sich dafür. Ihre Forderung: Das pauschale Verteilen von Steuer-Milliarden pro Fläche muss ein Ende haben. Das Ziel kann nur sein, dadurch frei gewordene Steuergelder zu nutzen, Biobauern und Landwirte, die ihre Betriebe auf Bioanbau umstellen wollen, zu unterstützen.
Wie kann es sein, dass es einem kleinen Land wie Österreich gelingt 25 Prozent seiner Agrarflächen für Biolandwirtschaft zu nutzen (Tendenz steigend), während Deutschland noch nicht einmal an der 10 Prozentmarke kratzt? Gerne beantworten wir euch die Frage: Man will es oder man will es nicht.
Jeder einzelne ist gefordert, seinen Teil zum Klimaschutz beizutragen. Mehr Strecken zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zurücklegen, unverpacktes Obst und Gemüse einkaufen, die blühende Wiese ungemäht einfach Wiese sein lassen und zunehmend auf tierische Produkte verzichten, sind für jeden ganz leicht umsetzbar und Schritte in die richtige Richtung.
UPDATE
Am 20.9. sind Klimaproteste in Deutschland in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Fridays for Future ist es gelungen, von den Gewerkschaften, über die evangelische Kirche, Naturschutzverbände und Tierschutzvereine, bis hin zu Campact und Attac alle auf die Straßen bringen.
Wer mehr wissen mag, liest beispielsweise hier:
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