DER HERDEN-SCHUTZHUND …

Foto: Sebastian Hennings/NABU, 2017

… ist mit ganz besonderen Fähigkeiten ausgestattet. Groß in der Statur und klar in seiner Kommunikation und im Handeln nimmt er eine besondere Aufgabe wahr. So wie schon die Bezeichnung „Herdenschutzhund“ vermuten lässt, schützt er Herden. Insbesondere Schaf- und Ziegenherden schützt er vor Fressfeinden wie dem Wolf und dem Bär. Dabei wacht der Herdenschutzhund nicht, sondern er geht eine Symbiose mit den zu schützenden Herdentieren ein. Gerade von der Mutter entwöhnt, wird der Herdenschutzhund in die Herde gebracht. Meist geschieht das zu Anfang im Stall. Jetzt wird der Herdenschutzhund innerhalb seiner Herde erwachsen und die Symbiose wird vollzogen.

Herdentiere wie Schafe oder Ziegen werden unruhig, wenn sich ein Fressfeind wie der Wolf oder der Bär nähert. Diese Unruhe nimmt der Herdenschutzhund wahr und erst jetzt wird er tätig. Er schaut und riecht, von wo sich eine Gefahr für seine Herde nähern könnte. Ist diese Gefahr von ihm erkannt, geht er drohend auf sie zu. Dabei geht er der Situation angemessen vor – nie einen Zweifel lassend, dass er für seine Herde auch einem Ernstkampf nicht aus dem Wege geht. Zudem agiert er in dieser Art und Weise auch mit dem Ziel, der sich nähernden Gefahr für seine Herde klar zu machen, dass es besser ist, weiter zu ziehen.

In Italien und Frankreich leben Schaf- und Ziegenherden fast ohne Verluste mit dem Wolf.

Diese Vorgehensweise eines Herdenschutzhundes ist sehr erfolgreich. Schaf- und Ziegenherden in Italien oder Frankreich sind fast ohne Verluste, wenn sie mit einer ausreichenden Anzahl an Herdenschutzhunden ergänzt werden. So leben diese Schaf- oder Ziegenherden bereits seit Jahrzehnten mit dem Heimkehrer, dem Wolf.

Diese erfolgreiche Strategie der Herdenschutzhunde funktioniert auch, weil der Wolf, der Urahne unserer Hunde, sehr intelligent ist. Die Leitwölfe von Wolfsgruppen, zumeist als Familienverband unterwegs, würden kein Familienmitglied in Gefahr bringen. Wohl wissend, dass der Tod oder eine schwere Verletzung eines Familienmitglieds die Struktur und den Fortbestand der ganzen Familie in Gefahr bringen würde. Die Leittiere würden sich beim Auftauchen von Herdenschutzhunden innerhalb einer Schaf- oder Ziegenherde immer für ein Weiterziehen entscheiden. Und solch eine Entscheidung würde erst recht ein einzelner Wolf treffen, der das Weidegebiet der Schaf- oder Ziegenherde auf seinem Weg durchstreift.

Wildernde oder verwilderte Hunde richten den größten Schaden an.

Dabei ist die größte Gefahr für Schaf- und Ziegenherden in Deutschland nicht der Wolf und erst recht nicht der Bär. Wildernde oder verwilderte Hunde, zumeist ausgesetzt oder entlaufen, richten den größten Schaden an Herdentieren wie Schafen oder Ziegen an, die nicht von Herdenschutzhunden geschützt werden.

Gerade in diesen Tagen werden von den betroffenen Bundesländern Zahlen veröffentlicht, wie oft der Wolf Schafe oder Ziegen in den letzten Jahren gerissen hat. Dabei geben die Bundesländer unverhohlen zu, dass die meisten der getöteten Tiere nicht untersucht worden sind, ob der Wolf oder ein wildernder oder verwilderter Haushund, das Schaf oder die Ziege getötet hat. Man rechnet alle gerissenen Tiere einfach dem Wolf zu. Interessanterweise ist die Mehrzahl aller untersuchten Kadaver nicht von Wölfen gerissen worden. Die Bissspuren sind klar großen Hunden zuzuordnen. Das ist recht einfach, da Wölfe einen größeren Kiefer haben als große Hunde.

Auch nennen die Bundesländer nicht die Tatsache, dass in den Schaf- oder Ziegenherden, in denen es zu Verlusten kam, keine Herdenschutzhunde vorhanden waren. Zudem erwähnen sie nicht, dass diese Herden – trotz der bekannten Gefahr – auch nicht mindestens mit ausreichend stabilen oder hohen Zäunen geschützt worden sind.

Herdenschutzhunde können Schaf- oder Ziegenherden effektiv schützen.

Rechnet man die angegebenen Zahlen der Bundesländer auf den tatsächlichen Schaden durch Wölfe herunter, und rechnet man somit den von verwilderten oder wildernden Hunden angerichteten Schaden heraus und nimmt man Vergleichszahlen aus Italien oder Frankreich zur Hilfe, die mit Herdenschutzhunden arbeiten, kommt man ganz schnell zu folgendem Schluss: Herdenschutzhunde können Schaf- oder Ziegenherden gegen Wölfe, verwilderte und wildernde Hunde so effektiv schützen, dass es höchst selten zu einem Verlust einer Ziege oder eines Schafs kommt.

Es bleibt die Frage offen, warum sich Menschen, die Schafe oder Ziegen züchten, so vehement weigern, Herdenschutzhunde einzusetzen.

Es bleibt die weitere Frage offen, warum Menschen, die Schafe oder Ziegen züchten, so vehement den Abschuss von Wölfen fordern.

Und letztlich bleibt die Frage offen, warum die zuständigen Politiker der einzelnen Bundesländer wissentlich unbereinigte bis falsche Zahlen veröffentlichen.

Unsere These ist, dass die Lobbyisten der Verbände der Landwirte und Herdenhalter sowie die Politiker der zuständigen Ministerien eng miteinander kooperieren und in allen genannten Gruppierungen der Jagdverband stark mit seinen Mitgliedern vertreten ist.

Die Jägerschaft käme endlich in den Genuss, Wölfe zu schießen.

Wenn diese Zusammenhänge erst einmal erkannt sind, wird schnell klar, dass die Forderung nach dem Abschuss des Wolfes allen Beteiligten sehr recht ist. Die Ministerien müssen keine Gelder in die Hand nehmen, um die Herdenhalter zu unterstützen. Die Herdenhalter müssen ihren Umgang mit ihren Schafen und Ziegen nicht verändern und sich nicht mit der Thematik „Herdenschutzhund“ auseinandersetzen, geschweige denn etwas neues lernen. Und die Jägerschaft kommt endlich in den Genuss, Wölfe zu schießen und das vor der eigenen Haustür. Bis jetzt mussten die Damen und Herren zum Abschuss eines Wolfes zu einem teuren Jagdurlaub – beispielsweise nach Kanada – aufbrechen.

 

1 Kommentar zu DER HERDEN-SCHUTZHUND …

  1. Annegret Sproesser | 1. März 2018 um 19:30 | Antworten

    Schön, dass der Herr HSH hält, züchtet und verkauft. Ich gönne Ihm den Verdienst auch von Herzen. Als Schäfer hat man nichts zu verschenken. Trotzdem ist der Einsatz von HSH nicht nur von der finanziellen Leistungsfähigkeit des Halters abhängig, sondern auch von den lokalen Gegebenheiten. In einer klein strukturierten, dicht besiedelten und stark von städtischen Erholungssuchenden frequentierter Gegend hat ein HSH nichts zu suchen. Anzeigen wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung(von Spaziergängerhunden) wären die Folge. Der Einsatz von HSH ist für Halter kleinerer Herden, so unter 30 Mutterschafen schlicht finanziell nicht zu stemmen. Diese Herden leisten aber in Süddeutschland ca.80 % des Landschaftsschutzes.

    Der Seitenhieb auf Jäger ist unsachlich und unrichtig und verdient keine weiteren Worte.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*



*